Im Aikidō setze ich dem / der Angreifenden nichts entgegen – Anpassen und Fließen-lassen sind das Kennzeichnende: „awase to nagashi“.
Wie komme ich dazu einen Angriff einfach nur anzunehmen, mich dem anzupassen? – Klar ist doch wohl, dass ein Gegenhalten oder sogar ein Gegenangriff immer ein Risiko in sich birgt – egal wie intensiv ich trainiert und mich sogar auch mental vorbereitet habe. Wäre es nicht weiser Auszuweichen – ohne Kampf?
Wie soll das gehen? Der Angriff hört doch damit nicht einfach auf? – Aber ganz entscheidende Dinge sind dann für den / die Angreifende/n passiert: Mein Angriff ging in die Leere – wie komme ich meinem Ziel nach?
Beides erlebt die / der Angreifer/in auch körperlich: Unsicherheit.
Für mich hingegen kommt es darauf an, mich angemessen herausgenommen zu haben und weiter gut in mir zu sein. Habe ich doch selbst die unmittelbarste und zuverlässigste Möglichkeit für eine notwendige Veränderung ergriffen – das stärkt! Eine ganzheitliche Bewegung ohne betroffen gewesen zu sein, noch getroffen zu werden. Und weiter kann es gehen – ich kann mich lebendig und frei bewegen.
Durch das Verbinden mit der Angriffsbewegung des / der Partnerin/s und dem Fortführen kommt diese/r dann vollständig aus der eigenen Mitte. Alles Nachfolgende nimmt diese/n in sich weiter auf und auch ich gebe mich den anschließenden bogenförmigen Bewegungen hin – der erste Angriff endet und hat uns zu einem Miteinander zusammengeführt.
Wie lange braucht es, um das zu können? Das dauert doch sicherlich ewig! – Mit der Entscheidung für einen respektvollen Umgang mit mir fange ich schon unmittelbar mit dem Üben an: Ich werde mir meiner Haltung, meines Auftretens und meiner Einstellung bewusster und klarer – mein Wirken nach innen wie auch nach außen werden entspannter und doch vitaler zugleich.
Dauert für einen selbst nicht alles nur ein Leben lang – ist nicht die entscheidendere Frage, wie ich in meinem Umfeld in der mir unbekannten Zeit gelebt haben möchte?